Die SG Wattenscheid 09 feierte in ihrer Historie so manchen Erfolg, auch wenn momentan wenig an den Glanz alter Zeiten erinnert. In den 90er-Jahren stieg Wattenscheid für vier Saisons sogar in die Bundesliga auf. Weisse noch?
Nach der Gründung im Jahre 1909 durchlief der Verein einige Namensänderungen, bevor er unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs seinen heutigen Namen erhielt und zwischen der Zweit- und Drittklassigkeit pendelte, auch wenn er 1954 bereits einmal an der Erstklassigkeit schnupperte.
Ende der 50er Jahre gründete Kaufmann Klaus Steilmann, der eine große Bedeutung erlangen sollte, eine Bekleidungsfirma in Wattenscheid und fand schnell seinen Weg in den Verein, wo er zunächst als Sponsor und Vorsitzender agierte.
Erst in der Saison 1968/69 glückte der Aufstieg in die damals zweitklassige Regionalliga West, was für eine Aufbruchstimmung an der Lohrheide sorgte. Steilmann, inzwischen Mäzen des Vereins, peilte die Bundesliga als Ziel an. Dies aber sollte trotz einer Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga 1973/74 zunächst nicht glücken.
Das Schlimmste, was der Bundesliga passieren konnte!
Uli Hoeneß über den Wattenscheid-Aufstieg
Im Gegenteil stand die Mannschaft im ersten Jahr der eingleisigen 2. Bundesliga 1981/82 schon vor dem Abstieg. Allerdings sicherte ein Lizenzentzug für den TSV 1860 München den Klassenerhalt. Doch auch in den nächsten Jahren kämpfte man weiter gegen den Abstieg. Erst gegen Ende der 80er Jahre spielte Wattenscheid dann um den Aufstieg.
1989/90 war es endlich so weit. Hans Bongartz führte den Verein in seinem ersten Trainerjahr auf den zweiten Tabellenrang, was gleichbedeutend mit dem Aufstieg war. In der Bundesliga begegnete man der „grauen Maus“ mit wenig Vorfreude. Bayern-Manager Uli Hoeneß bezeichnete den Verein als „das Schlimmste, was der Bundesliga passieren konnte“.
Wattenscheid als Nummer eins der Stadt Bochum
Vier Jahre lang hielt sich der Verein in der Bundesliga, übernahm dabei zeitweise die „Vorherrschaft“ in Bochum und konnte sogar zwei Siege über Bayern München feiern. Dennoch war in der Saison 1993/94 Schluss, der Verein stieg ab. Klaus Steilmann machte seine Tochter Britta zur Vereinsmanagerin, was für einige Schlagzeilen sorgte.
In den nächsten zwölf Jahren ging es steil bergab, es folgten weitere zwei Auf-, aber auch sechs Abstiege, was den Verein zwischenzeitlich in die sechstklassige Westfalenliga spülte. Ab 2013 hatte man sich aber wieder gefangen und in der viertklassigen Regionalliga West festgespielt.
Kooperationen, zwielichtige Geschäftspartner – der Abstieg der SGW
Doch es folgten Jahre voller dubioser Kooperationen, Vorstände und Geschehnisse. Im Februar 2014 kooperierte der Verein mit dem türkischen Erstligisten Galatasaray Istanbul, ein Vertrag, der über fünf Jahre abgeschlossen wurde. Das Ziel der 3. Liga wurde aber verfehlt, im Gegenteil spielte Wattenscheid gegen den Abstieg; Spieler klagten in einem offenen Brief über nicht gezahlte Gehälter und gebrochen Versprechen seitens des Vorstands um den Vorsitzenden Christoph Jacob.
Im Juli 2018 folgte eine Kooperation mit „Haalo Technology“, die Wattenscheid zum „digitalisierendsten Verein Europas“ und dafür fünf Millionen Euro zur Verfügung stellen wollten. Ganze zwei Monate später war die Zusammenarbeit schon wieder vom Tisch; interne Machtkämpfe sollen dafür der Grund gewesen sein.
Ein Jahr später folgte dann ein Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bochum, der Spielbetrieb im Oktober 2019 eingestellt. Seit 2020 spielt der ehemalige Bundesligist in der Oberliga Westfalen. Einen „Ausrutscher“ gab es derweil, 2022/23 schaffte man einen Abstecher in die Regionalliga West, stieg aber sofort wieder ab. In der Folgesaison sah viel nach einem erneuten Abstieg aus, doch Trainer Engin Yavuzaslan hat die Wende geschafft und scheint den Verein zumindest fünftklassig halten zu können.
Die Bundesliga ist dementsprechend weit weg, aber an die älteren Leserinnen und Leser die Frage: Weisse noch?